Schloß Neuhaus
Schloß Neuhaus (bis 1957 Neuhaus) liegt knapp vier Kilometer nordwestlich des Stadtzentrums. Die Gemarkungsfläche von 26,04 qkm gehört zum größten Teil zur Senne, ein schmaler Streifen im Süden zur Lippeniederung und zur Geseker Unterbörde. Die Höhenlage beträgt in der Ortsmitte 102 m ü. N. N.
Wie auch andere Paderborner Ortsteile verdankt Schloß Neuhaus seine schriftliche Ersterwähnung der Gründungsurkunde des Paderborner Busdorfstiftes von 1036, worin es als Haupthof Nyenhus mit den Vorwerken Elesen (= Elsen), Thune, Ascha und Burch erscheint.
Nach langwierigen Streitigkeiten mit den Bürgern Paderborns verlagerten die Paderborner Fürstbischöfe im 13./14. Jahrhundert ihren Wohnsitz von Paderborn nach Neuhaus, wo sie schließlich bis zur Aufhebung des Fürstbistums 1802 residierten. Ein päpstliches Burgenbauprivileg von 1257 bildete die Rechtsgrundlage für die Errichtung dieses befestigten Bischofssitzes. Die Anfänge der heutigen vierflügeligen Schlossanlage, an der über zwei Jahrhunderte gebaut wurde, gehen auf das Jahr 1370 zurück. Die repräsentativen Nebengebäude Schlosswache und Marstall sowie der später wieder verfallene Barockgarten entstanden unter Fürstbischof Clemens August von Bayern (1719-1761). Seit der Landesgartenschau in Schloß Neuhaus 1994 erstrahlen das heute eine Realschule und städtische Repräsentationsräume beherbergende Schloss mit seinen Nebengebäuden - in ihnen befinden sich zwei städtische Museen und eine Galerie - und der in großen Teilen rekonstruierte Barockgarten wieder in alter Pracht.
Wohl schon zur Zeit Bischof Meinwerks (1009-1036) existierte auf dem Neuhäuser Haupthof eine Kirche oder Kapelle. Die heutige dem Schloss gegenüberliegende Pfarrkirche St. Heinrich und Kunigunde ließ 1665/68 Fürstbischof Ferdinand von Fürstenberg errichten.
Infolge der Jahrhunderte langen Funktion als Residenzort nahm Neuhaus eine ganz spezifische Entwicklung. Bereits Ende des 14. Jahrhunderts besaß es den Rechtsstatus eines »Wigbold«, einer »Minderstadt«. Das von zum Teil sehr repräsentativen Fachwerkbauten geprägte Ortsbild gewann kleinstädtischen Charakter, Wirtschafts- und Sozialstrukturen wurden von der bischöflichen Hofhaltung und bischöflichen Behörden geprägt. Die Aufhebung des Fürstbistums 1802 stürzte Neuhaus in eine schwere wirtschaftliche Krise. Erst die dauerhafte Einrichtung einer preußischen Garnison 1820 brachte eine grundlegende und nachhaltige Besserung. Zusätzliche Impulse erhielt das Neuhäuser Wirtschaftsleben durch die Einrichtung des Truppenübungsplatzes Senne 1892. Drei Kilometer nördlich von Neuhaus entstand in unmittelbarer Nachbarschaft des auf Neuhäuser Gemarkung liegenden Militärlagers um 1900 ein mit Gastwirtschaften und sonstigen Amüsierbetrieben gänzlich auf die Freizeitbedürfnisse von Soldaten ausgerichteter neuer Ort, der aber nie zu kommunaler Eigenständigkeit gelangte: Sennelager.
Neuhaus ist aber auch ein bedeutender Industriestandort, insbesondere in der Stahlverarbeitung und der Kraftfahrzeugteileproduktion. Die vielfältigen Arbeitsmöglichkeiten und die Nähe zur Stadt Paderborn begünstigten das Bevölkerungswachstum. Von 1818 bis 1895 stieg die Einwohnerzahl von 1.700 auf 2.900, 1946 hatte sie 7.900 erreicht. Nicht zuletzt aufgrund seiner Wirtschaftskraft und seiner ungewöhnlich gut ausgebauten gemeindlichen Infrastruktur suchte Schloß Neuhaus sich der Eingemeindung nach Paderborn entgegenzustellen und im Zusammenschluss mit der Nachbargemeinde Sande die Selbstständigkeit zu wahren - letztendlich vergeblich.
Am 1. Januar 1975 wurde die bis dahin dem Amt Schloß Neuhaus angehörende Gemeinde im Rahmen der kommunalen Neugliederung ein Ortsteil der neuen Großstadt Paderborn. Mit derzeit über 24.000 Einwohnern ist es mit Abstand der größte und bedeutendste Ortsteil Paderborns.
Dokumente, Bilder und Literatur zur Geschichte von Schloß Neuhaus finden Sie im Stadtarchiv Paderborn.