Kunst im öffentlichen Raum hat viele Facetten. Mal steht ein Künstler in der Fußgängerzone
und spielt Gitarre, mal performen Artisten im Rahmen eines Straßentheaterfestivals auf der
grünen Wiese und mal stehen Graffiti-Sprayer an Wänden und bringen Farbe in die Stadt.
Paderborn hat eine lange Tradition, was Kunst im öffentlichen Raum betrifft und die Paderborner
sind gerne in ihrer Stadt unterwegs und kommentieren und betrachten engagiert
alle Formen von Kunst und Kultur. Graffiti im Speziellen wird - gerade auch von der älteren
Bevölkerung – oft wohlwollend angenommen und die Bereitstellung von Fassaden und Wänden
für Künstler:innen funktioniert schnell und unkompliziert. Die sonst den Ostwestfalen
zugeschriebene konservative Haltung wird durch die gelebte Offenheit für Fassadenkunst
widerlegt.

Graffiti-Kunst wurde früher oft nur mit illegalen „Tags“ an Zügen, Hinterhöfen und Hauswänden
assoziiert. Mittlerweile gibt es öffentlich zugängliche Graffiti-Gemälde an großflächigen
Fassaden, die als respektable Kunstwerke wahrgenommen und geschätzt werden. Sobald
ein etablierter Künstler „legal“, quasi im Auftrag, an einer Fassade arbeitet, bleiben die
schnell gesprühten „Tags“ aus und das Kunstwerk bleibt unberührt. Damit dient eine vollflächige
Gestaltung einer Fassade auch als „Schutz“ vor zukünftigen Schmierereien.
Durch die Freigabe der Mauer um die Michaelschule im Paderquellgebiet für legale Graffiti-
Kunst rückte diese Kunstform seit 2012 in die Öffentlichkeit und in die Mitte der Stadt.
Durch die Eröffnung des Graffiti-Stern im September 2021 ist für die Graffiti-Szene eine dauerhafte
Fläche entstanden, die ganzjährig legal besprayt werden kann.

Der Start des Secret City Fassadenfestival ist im September 2021 vorläufiger Höhepunkt der Anerkennung
von Graffiti-Kunst in Paderborn. Insgesamt 15 Fassaden wurden innerhalb von vier Wochen
von Künstlern aus OWL und darüber hinaus gestaltet.