Folge 2
Die Sonderausstellung "Kleid der Tiere - Geniale Verpackungen der Natur" im Naturkundemuseum
„Any ideas?“ Auf der Suche nach einem neuen Ausstellungsthema
- von Julian Schröder
Gerade sind die letzten Objekte der vergangenen Ausstellung wieder sicher in Kisten verpackt und für den Rücktransport zu ihren Leihgebern oder den Weg in die Sammlung des Museums vorbereitet worden, da steht auch schon die neue Ausstellung in den Startlöchern. Damit diese möglich werden kann, muss lange im Voraus geplant werden. Und die Planung beginnt immer mit derselben Frage: Womit soll’s weitergehen?
Die Antwort auf diese Frage ist von vielem abhängig: Ist das Thema interessant für eine möglichst breite Zielgruppe? Kann die Ausstellung in den vorhandenen Räumlichkeiten so umgesetzt werden, dass sie dem Thema gerecht wird? Welche Kosten sind einzuplanen, um aus der Idee eine Sonderausstellung werden zu lassen?
Die Möglichkeiten scheinen schier unendlich: Tiere, Pflanzen, vielleicht der Mensch? Böden, Erdzeitalter? Ein rein regionales Thema? Oder doch ein Blick über den ‚Tellerrand‘?
Ist ein Themenfeld gefunden, muss es genauer eingegrenzt werden. Und natürlich folgt die Ausstellung in einem Museum dem Ziel, Wissen zu transportieren und wissenschaftlichen Ansprüchen gerecht zu werden. Hierfür werden Recherchen betrieben, Informationen zusammengestellt und passendes Bildmaterial herausgesucht. In einem weiteren Schritt werden Texte geschrieben, die – etwa als Informationstafeln – die Ausstellung begleiten.
Von besonderer Wichtigkeit sind für die meisten Ausstellungen aber vor allen Dingen die Objekte, die Exponate, die ausgestellt werden sollen. Ein Großteil dieser Ausstellungsstücke besteht bei uns im Naturkundemuseum zumeist aus Tierpräparaten, die entweder der museumseigenen Sammlung entstammen, von einem professionellen Präparator geordert werden oder aber auch – zum Beispiel aus Beständen von Universitäten oder anderen Museen – geliehen werden können. Hierzu gibt es demnächst einen eigenen Blog-Teil.
Wenn ein grundlegendes Thema gefunden ist, braucht die Ausstellung natürlich noch einen Namen, der nicht nur möglichst präzise aussagen muss, worum’s geht, sondern gleichermaßen dazu anregen soll, sich die Ausstellung später auch ansehen zu wollen. Denn zu bedenken ist, dass dieser Titel folglich auf allen Plattformen und Kanälen genannt wird, die die Ausstellung bewerben. Er ist also so etwas wie das Aushängeschild der Sonderausstellung. „Kleider machen Leute“ gilt gewissermaßen auch bei der Wahl des Ausstellungstitels. Und dieser lautet nun:
„Kleid der Tiere – Geniale Verpackungen der Natur“
Die Sonderausstellung Kleid der Tiere ist auch hinsichtlich ihrer Planung eine besondere Ausstellung. Denn sie zeigt nicht etwa nur eine Tierart oder spezialisiert sich auf unterschiedliche Tiere, die ein gemeinsames Merkmal aufweisen. Vielmehr lässt das übergeordnete Thema, die ‚Kleider‘ in der Tierwelt, eine große Vielfalt zu. Und deshalb ist es eine besondere Herausforderung, jedem Tier und seinen Eigenschaften innerhalb der Ausstellung gerecht zu werden, es möglichst realitätsnah zu zeigen und es trotzdem zum Teil eines großen, stimmigen Ganzen werden zu lassen.
Platz da! Hier kommen die neuen Inhalte.
Im Paderborner Naturkundemuseum beschreibt der Sonderausstellungsraum, wie in der Abbildung zu erkennen ist, einen Bogen. Der Raum ist, bevor hier eine Ausstellung aufgebaut wird, völlig leer. Es sind keine Vitrinen oder andere Einrichtungsgegenstände fest verbaut, nur das Licht ist vorinstalliert und die Türen sind natürlich an ihrem festen Platz; ansonsten kann die Ausstellung räumlich komplett frei gestaltet werden. Das bedeutet Freiheit und Aufwand zugleich, denn einerseits kann jede Ausstellung somit individuell geplant werden, andererseits wird vor beziehungsweise nach jeder Sonderausstellung bei „Null“ angefangen. Der Grundriss des Sonderausstellungsraums (Abb. 5) ist bei der Planung entscheidend. Er hilft dabei, verschiedene Optionen der Ausstellungsrealisierung ‚durchzuspielen‘, indem er z.B. beschriftet oder mit kleinen Zeichnungen versehen wird. Angefangen in einem kleinen Vorraum, der den Übergang zwischen Dauer- und Sonderausstellungsraum darstellt, geht es, wie die Abbildung zeigt, schließlich durch eine Tür in den bogenförmigen Hauptraum der Sonderausstellung. Und hier ist bei der Konzeption grundsätzlich (fast) alles erlaubt: Die Fläche kann – mit Ausnahme der Notausgänge – vollständig genutzt und alle Wände beliebig ‚bespielt‘ werden. Ebenso möglich ist es, auf verschiedene Weise mit Licht zu arbeiten, etwa indirekt oder sehr direkt in Form eines ‚Spotlights‘. Aber auch Flächen wie der Vorraum sollten nicht nur als Durchgangsbereich gesehen werden, sondern lassen sich – je nach Thema der Ausstellung – eventuell gut und sinnvoll integrieren. Denkbar ist hier zum Beispiel eine inhaltliche Einführung durch einen Informationstext, einen Kurzfilm oder dergleichen, begleitet durch erste Objekte, die ‚Lust auf mehr‘ machen.
Sobald der Raum nach einer Ausstellung wieder leer ist, kann die räumliche Planung der neuen Ausstellung beginnen. Zollstock, angefertigte Schablonen von Vitrinen, Skizzen und Materialmuster sind jetzt gefragt, denn bevor ein Raum wirklich eingerichtet wird, muss auf dem Blatt alles stimmig sein. Passt so, wie wir es stellen wollen, alles zusammen? Wirkt ein Objekt zu wuchtig oder geht es neben den anderen unter? Ist die Schrift der Informationstafeln zu klein oder zu groß? Sind farbliche Elemente aufeinander abgestimmt? Sind für alle Gegenstände in der Ausstellung passende Materialien vorgesehen? Bei der Umsetzung der Planungen ist dann die enge Zusammenarbeit mit der Abteilung Museumstechnik gefragt. Das, was einst auf dem Papier entstanden ist, wird nun von den Technikern handwerklich-kreativ umgesetzt. Es werden unter anderem die Wände gestrichen, Sockel und Podeste gebaut und Objekte fixiert. Wenn all‘ das steht, sind die räumlichen Voraussetzungen für den Aufbau der Ausstellung geschaffen.
Wie es genau mit der handwerklichen Umsetzung der Pläne und der Einrichtung des Ausstellungsraumes weitergeht, erfahrt ihr in einer der nächsten Folgen – bleibt dran!