Karel Dierickx

"Illusionäre Anwesenheit"

© noltenhans paderbornAusstellunsansicht

Malerei, Zeichnung, Skulptur

25.04. - 05.09.2021

Karel Dierickx (1940 – 2014) zählt zu den bekanntesten Künstlern der Gegenwartskunst in Belgien. Nach seiner Ausbildung an der Koninklijke Academie voor Schone Kunsten in Gent war er seit 1962 am nationalen und internationalen Kunstgeschehen beteiligt, stellte z. B. 1984 im belgischen Pavillon auf der 41. Biennale von Venedig aus.

Ob in Landschaftsbildern, Stillleben, Porträts oder seinen kleinformatigen Plastiken, die Kunst Karel Dierickx‘ bewegt sich stets zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion. Die Dingwelt ist anwesend, löst sich aber im Zeichen- und Malprozess zunehmend auf, wird diffus, illusionär, verrätselt.

Seine Malerei ist existenziell. Er schichtet Farbe übereinander, mit Pinseln, Spachteln, Fingern, Küchenrollen. Farbe wird zur Materie, wird haptisch, expressiv, sinnlich. Seine Landschaftsbilder sind voller Bewegung, Unruhe, Gefühl. Manchmal scheinen sie lichtdurchflutet, andere wirken düster und bedrohlich.

© noltenhans paderbornAusstellungsansicht

Der belgische Dichter Roland Jooris bemerkte einmal dazu: "Karel Dierickx ist der Maler des Lichts, das sich versteckt, der Maler des Weiß, das nur aufleuchtet, um zu verblassen oder zu versinken. Karel Dierickx ist der Maler der Verweigerung. Sein Farbauftrag verringert diese Verweigerung in den tastenden und suchenden Spuren des Pinsels, in der giftigen Mischung aus überreifem Violett, verdorrtem Ocker und unterdrücktem Grün“.

Es ist nicht nur das Strömen der Farbe über die Bildfläche, sondern auch die an einigen Stellen sichtbar gehaltene Überdeckung verschiedener Farbschichten, die den Bildern eine besondere Intensität verleiht.

Die Kunst von Karel Dierickx basiert auf der Tradition der niederländischen und flämischen Malerei. Gleich den Gemälden des 17. Jahrhunderts vermitteln die Blumenstillleben von Dierickx Gegensätze: Zum einen gelten Blumen als Frühlingsboten, als Zeichen der Lebenskraft, andererseits verweisen sie in ihrer Kurzlebigkeit auf Vanitas und insbesondere Vergänglichkeit. Hier werden also beginnendes Leben und das Ableben gegenübergestellt.

© noltenhans paderbornAusstellungsansicht

Grundlegende Themen bei Karel Dierickx sind Porträts, Köpfe, Schädel, Masken, die er in seinen Zeichnungen zu Gruppen kombiniert und durch das bewusste und unbewusste Setzen von Linien miteinander verwebt. Reminiszenzen an Hieronymus Bosch, Francisco Goya, Francis Bacon oder James Ensor klingen an, aber Karel Dierickx entwickelt einen eigenen Ausdruck, der von einer spontanen, energischen, kreisenden, gar zerstörerischen Linie geprägt ist, die sich manchmal auch zu Graphitfeldern verdichtet. Er experimentiert, lässt die Erkennbarkeit hinter sich und lädt ein zum freien Assoziieren. Gouache, Pastell oder Fettkreide verleihen seinen Zeichnungen zudem eine unmittelbare malerische Aufladung.

Plastiken finden sich erst im Spätwerk von Karel Dierickx. Sie entstehen eindeutig im Gedanken der Figuration, verlieren aber im Entstehungsprozess ihre Eindeutigkeit. Sie sind immer sorgfältig vorbereitet (z. B. durch Zeichnungen), werden dann aber relativ schnell in Gips ausgeführt. In einige der Modelle wurden gefundene Materialien einbezogen. Viele Stellen sind nur grob bearbeitet und nicht ausformuliert. Zufälle und Zerstörungen werden akzeptiert und nicht ausgebessert. Deshalb haftet den Plastiken auch nach ihrem Guss in Bronze etwas Flüchtiges und Vorläufiges an.

Die Ausstellung zeigt eine Auswahl von Gemälden, Zeichnungen, Gouachen und Skulpturen, die Dierickx zwischen 1995 und 2010 geschaffen hat und die seinem Spätwerk angehören. Anders als in den früheren Werken, in denen er noch viel stärker gegenständlich arbeitete, bewegt sich Karel Dierickx hier zwischen Figuration und Abstraktion.


Musikalischer Dialog in der Ausstellung „Illusionäre Anwesenheit“ von Karel Dierickx

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