Theaterstück „Kritik der Bedürfnisse“
Veranstaltungsinformationen
Das Stück, das von Martin Bretschneider, Atdhe Ramadani und Felix Linnemann entwickelt wurde und derzeit geprobt wird, behandelt Bedürfnisse und Konsum im ländlichen Fußballverein am Beispiel des SJC Hövelriege. Im Stück spielen Bretschneider, Ramadani und Linnemann sich selbst. Unter Hochdruck bereiten sie die Jubiläumsfeier zum 50. Geburtstag des SJC Hövelriege vor (tatsächlich feierte der SJC im November 2023 sein 50. Jubiläum). Sie streiten über die Frage „was die Leute denn wollen“ und geraten in Auseinandersetzungen über Bedürfnisse, Ziele und Wünsche der Menschen. Dabei kommen sie auf die Problematik der Ressourcenverschwendung durch die Produktion und den Konsum von Waren und Kulturgütern zu sprechen. Auf der Basis der Gedanken von Karl Marx, Theodor W. Adorno, Herbert Marcuse und anderer stellen sie sich die Frage, was ein kleiner Fußballverein tun kann, um die Klimakatastrophe abzuwenden. Dabei wird auch die Frage gestellt, ob es Sinn machen würde, auf die beliebte Currywurst zu verzichten oder mit dem Fahrrad zu Auswärtsspielen zu fahren. „Unser Ziel ist es, komplexe Gedanken zu menschlichen Bedürfnissen, zur industriellen Produktion und deren Auswirkungen auf Mensch und Natur in einen Theaterabend zu verwandeln, der das Publikum informiert, unterhält und berührt.“ sagt Bretschneider. „Wir wollen die Bedürfnisse der Menschen im Fußballverein liebevoll und satirisch beschreiben und die Menschen dabei in ihren Zwängen von Lohn- und Sorgearbeit ernst nehmen.“ Den Beweis, dass die Hövelrieger Theatergruppe ernste Themen in höchst unterhaltsamer Form präsentieren kann, hatte sie bereits mit dem Stück „A Mission For Sisyphos“ angetreten, das im Interkulturellen Zentrum des SJC Hövelriege Premiere feierte und auf zahlreichen Gastspielen gezeigt wird.
Der neue Theaterabend „Kritik der Bedürfnisse“ entstand unter Mitarbeit des Theatermachers, Autors und früheren Politikers Thomas Ebermann aus Hamburg, dessen Vortrag zur Kritik der Bedürfnisse beim SJC Hövelriege gezeigt wurde. Ebermanns Vortrag stützt sich u.a. auf die Gedanken des Philosophen Herbert Marcuse, der bereits 1964 in seinem Buch „Der eindimensionale Mensch“ beschrieb, wie Mensch und Natur in der Industriegesellschaft ausgebeutet, und Bedürfnisse nach Zerstreuung und Konsum geschaffen wurden. Das Team um Autor und Schauspieler Martin Bretschneider stellte sich bei der Recherche existentielle Fragen: „Wie weit wirkt unsere an Gewinn, Nutzen und Leistung orientierte Ökonomie bis in unsere individuellen Wünsche und Bedürfnisse ein? Können wir uns eine andere Form des Wirtschaftens überhaupt noch vorstellen? Ist sie wirklich „alternativlos“? Und führt diese Art des Wirtschaftens unausweichlich zu Krieg und Faschismus, wie es Max Horkheimer 1939 befürchtete, als er sagte: „Wer aber vom Kapitalismus nicht reden will, sollte auch vom Faschismus schweigen?“
Das Theaterprojekt „Kritik der Bedürfnisse“ wird vom Landschaftsverband Westfalen Lippe, vom Landesbüro freie darstellende Künste NRW und vom Fonds darstellende Künste gefördert. Neben Martin Bretschneider und Atdhe Ramadani wird erstmalig auch die Bielefelder Schauspielerin Gaye Mutluay (29) auf der Bühne des Interkulturellen Zentrums Hövelriege zu sehen sein.