Neuere Forschungen haben ergeben, dass etwa ein Drittel der Methan-Emissionen durch die globale Tierhaltung verursacht wird. Hinter diesen Forschungsergebnissen steckt in gewisser Weise die „Anschuldigung“, dass der Klimawandel nicht menschengemacht ist, sondern durch die auf der Erde lebenden Tiere vorangetrieben wird. Mit seiner Reihe „Please don´t blame…“ möchte der englische Künstler Louis Michel auf dieses Paradoxon mit der Bitte hinweisen, die Kuh nicht für die Umweltproblematiken zu beschuldigen. Zu den zentralen Stilmerkmalen seiner Reihe zählt die detaillierte Ausarbeitung verschiedener Patches, die er in Form einer flickenartigen Struktur in die Darstellung verschiedener Tiermotive einarbeitet. Besonders beeindruckend ist die Tiefenwirkung des Motivs, die Louis Michel mit der Sprühdose durch die Verwendung kunstvoller Licht- und Schatteneffekte auf der Wand an der Kasselerstraße erzeugt. Jedes Patch besitzt ein eigenes Muster oder ein figuratives Element, die in ihrer Gesamtheit ein neues Motiv ergeben. Im unteren Bereich des Wandbilds versteckt sich beispielsweise eine weitere Kuh, die an eine Figur aus der abgedrehten Comic-Serie Ren & Stimpy angelehnt ist. Das Tier selbst wurde dabei ganz bewusst liegend dargestellt, da sich Kühe bei einer drohenden Gefahr auf den Boden hocken. Dieses Phänomen lässt sich auch in der Natur auf der Weide beobachten, da sich Kühe beispielsweise bei aufziehenden Stürmen bereits frühzeitig auf die Wiese legen. Übertragen auf das Thema des Wandbilds symbolisiert diese Körperhaltung, dass die Kuh die Gefahr, die den Planeten droht, bereits erkannt hat. Der Mensch hingegen sucht weiter nach den Schuldigen, während die Indizien für den Klimawandel, wie der Tornado 2022 in Paderborn, bereits deutlich zu erkennen sind.