Abwasserwerk nutzt Echtzeitdaten

im bestehenden Überwachungssystem

© Stadt PaderbornDirk Ottensmeier (Leiter Abwasserwerk), Werner Peitz (Bürgermeister), Markus Bochnig (Elektroniker) und Miriam Mattiza (Projektleiterin) zeigen an einer Pumpstation, wie die LoRaWAN-Sensorik verbaut wurde

LoRaWAN macht‘s möglich: Das Abwasserwerk Delbrück will sein neu ausgerolltes Netzwerkprotokoll nutzen, um Daten aus den Pumpstationen ins Prozessleitsystem zu übertragen. Ein erster Testaufbau verlief mehr als vielversprechend.

Die LoRaWAN-Technologie ist längst am Markt angekommen. Ein Raumsensor oder ein Parkplatzsensor ist schnell installiert, die ersten Daten lassen sich auslesen und analysieren. Doch was dann? Vor dieser Frage stehen viele Stadtwerke und Kommunen. Ein mögliches Szenario ist die Integration der Daten in bestehende Fachanwendungen. Einen solchen Versuch hat nun die Stadt Delbrück gemeinsam mit der regio iT GmbH und der SCHRAML GmbH erfolgreich gestartet.

Im Rahmen des aktuellen Projekts LoRaWAN 2.0 wurden stadtweit in Delbrück bereits rund 650 von 1400 LoRaWAN-Sensoren ausgerollt. Ein Teil dieser Sensoren kommt in den 37 Abwasserhebeanlagen des Abwassernetzes zum Einsatz. Überwacht werden sollen hier neben der Laufzeit die aufgenommene Leistung sowie verschiedene Fehlermeldungen. „Unsere Pumpensteuerungen bieten bereits alles, was zur Überwachung nötig ist. Mit Hilfe von LoRaWAN können wir die Daten nun effizient von den Pumpstationen in unsere Systeme übertragen“, erläutert Dirk Ottensmeier, Leiter des Abwasserwerks Delbrück.

Ein Blick zurück in die Vergangenheit: Größte Herausforderung beim Abwasserwerk Delbrück war bisher die Datenübertragung. Die Pumpstationen sind größtenteils nicht an ein BUS-Netz oder das Internet angeschlossen. Mobilfunk scheidet aufgrund mangelnder Abdeckung an vielen Stellen aus. Nachdem bereits 2019 im Rahmen eines Pilotprojekts erste Daten erfolgreich über LoRaWAN ausgelesen werden konnten, kam jetzt schnell der Wunsch auf, die Daten im bereits vorhandenen Prozessleitsystem AQASYS von SCHRAML verfügbar zu machen.

Keine Umschulungsmaßnahmen erforderlich

„Zukünftig wird es nicht mehr praktikabel sein, für jede IoT-Lösung eine eigene Anwendung zu entwickeln“, erklärt Simon Wilbertz, Projektleiter LoRaWAN 2.0 bei regio iT. „Wir müssen also nach Wegen suchen, Daten möglichst in Formaten zu präsentieren, die dem Anwender bereits vertraut sind. Schließlich sollen die Daten nicht zum Selbstzweck erhoben werden, sondern, um Prozesse zu optimieren und im besten Falle dem Anwender die Arbeit zu erleichtern“. Die regio iT GmbH hat gemeinsam mit dem Prozessleit- und Fernwirktechnikhersteller SCHRAML GmbH eine Möglichkeit gefunden, Echtzeitdaten aus dem LoRaWAN-Netz in das Prozessleitsystem AQASYS zu integrieren. Dazu werden Daten des LoRaWAN-Servers in das BUS-Netz des Abwasserwerks eingespielt.

Im Testaufbau konnte die erste Anlage auf das Prozessleitsystem aufgeschaltet werden. Die restlichen Anlagen werden im laufenden Projekt aktuell ebenfalls mit LoRaWAN-Sensorik ausgestattet und in das System integriert. Schon bald können die Mitarbeiter des Abwasserwerks alle Abwasserhebeanlagen in der etablierten und seit Jahren genutzten AQASYS Fachanwendung überwachen. Und das Beste ist: Umschulungen, Einarbeitungen oder der Parallelbetrieb von mehreren Systemen gleichzeitig sind daher nicht erforderlich.