Insight TheaterLytics

Einblick in das Entscheidungsunterstützungssystem zur Angebotsgestaltung und in den Ergebnistransfer

© Stadt PaderbornEntscheidungsunterstützungssystem: Modul zur Planung von Premierenterminen

Im Projekt TheaterLytics, gefördert im Rahmen der Digitalen Modellregion OWL durch das Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie (MWIDE), entwickelt der SICP – Software Innovation Campus Paderborn gemeinsam mit dem Theater Paderborn und der Optano GmbH intelligente Werkzeuge zur Entscheidungsunterstützung für Kulturbetriebe. Im Rahmen des dritten Meilensteintreffens wurden die bisher erzielten Ergebnisse zur Entwicklung des Entscheidungsunterstützungssystems (EUS) vorgestellt und ein Ausblick auf die geplanten Transferaktivitäten gegeben.

Software unterstützt Kulturschaffende bei ihren Entscheidungen

Um die komplexe Welt der Kultur und die vielfältigen Entscheidungen, die ein Theater treffen muss, zu adressieren, wird im Projekt ein modulares EUS entwickelt. Dazu wurden die Entscheidungsprozesse entlang der Spielzeit formalisiert und prozesstechnisch im EUS abgebildet. Dazu zählen nicht nur kaufmännische Aspekte, wie beispielsweise die Analyse des Besuchsverhaltens, sondern auch künstlerische Aspekte, wie die Auswahl von Theaterstücken für die nächste Spielzeit.

„Zum einen wurden deshalb Module entwickelt, die der Dramaturgie bei der Planung der Spielzeit als Entscheidungshilfe dienen, indem die Suche nach potenziellen Stücken und ihre strukturierte Dokumentation unterstützt werden. Zum anderen haben wir eine Software entwickelt, die das Theater beim aktiven Controlling von wichtigen Kennzahlen, beispielsweise der laufenden Ticketverkäufe für eine bestimmte Sitzplatzgruppe, unterstützt. In einem weiteren Modul kann die automatisierte Planung von Premierenterminen vorgenommen werden“, erläutert Dr. Jens Peter Kempkes, Geschäftsführer der Optano GmbH. Dies bedeutet, dass dem Theater nach der Eingabe von einigen wichtigen Daten (z.B. Raum, Anzahl der Schauspieler, Wunschbesetzungen etc.) zulässige Lösungen zur Premierenterminierung vorgeschlagen werden, indem ein mathematisches Optimierungsmodell zum Einsatz kommt. „Wenn alle Informationen eingegeben sind, dann sind unsere Algorithmen in der Lage, einen Plan zu bauen, der allen Anforderungen genügt oder zu erklären, an welcher Stelle die gewählten Anforderungen nicht erfüllt werden können“, erläutert Dr. Kempkes. Im Hinblick auf alle entwickelten Software-Module ergänzt Matthias Köster, Verwaltungsdirektor vom Theater Paderborn, dass die gut strukturierte und zuverlässige Datenbasis in Zusammenhang mit vielfältigen Auswertungsmöglichkeiten in der Optano-Software einen zentralen Vorteil gegenüber dem Ticketsystem darstellt.

Neben den Software-Modulen wurde gemeinsam mit dem Theater eine Besucherumfrage zur Messung der Besucherzufriedenheit entwickelt. Diese Ergebnisse ergänzen die vorherigen durchgeführten Projektstudien und sollen dem Theater dabei helfen, die quantitativen Ergebnisse zu interpretieren. Nach Projektende sollen die Methoden zur Besucherforschung dauerhaft als Analyseinstrument beim Theater verankert werden, sodass kontinuierlich die Besucherzufriedenheit gemessen werden kann.

Einrichtung eines Begleitkreises: Workshop zur Besucherforschung

Ein wichtiges Ziel des Projektes ist die Bekanntmachung und Verbreitung der gewonnen Erkenntnisse, damit andere Kulturbetriebe und insbesondere Theater davon profitieren können. Daher liegt der Fokus in der aktuellen Phase des Projektes auch auf der Vorbereitung und Durchführung von Transferaktivitäten. Dabei werden verschiedene Ansätze verfolgt. Um einen Austausch unter Kulturbetrieben zu schaffen und die Ergebnisse des Projektes zu diskutieren, wurde im Sommer 2021 ein Begleitkreis eingerichtet. Primäres Ziel des Begleitkreises ist die Durchführung von zwei Workshops. Der erste bereits erfolgreich absolvierte Workshop fand im September statt und fokussierte sich auf die Bedeutung und Durchführung von Besucherforschung in der Kulturbranche. Die im Projekt TheaterLytics durchgeführten Studien dienten als Anwendungsbeispiele und wurden mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Workshops diskutiert. Ein zweiter Workshop ist für Anfang 2022 geplant und fokussiert sich auf das im Projekt entwickelte EUS. In diesem Workshop wird das System präsentiert und es wird angestrebt, mögliche weitere Anwendungsfelder im Gespräch mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu identifizieren. Die weiteren Transferaktivitäten, wie die Erstellung eines Handlungsleitfadens, helfen dabei, die im Projekt entwickelten Ergebnisse öffentlich bekannt zu machen.

Ausblick

Nachdem nun das dritte Meilensteintreffen erfolgreich absolviert wurde, fasst Dr. Christoph Weskamp, R&D Manager Digital Business im SICP, das weitere Vorgehen wie folgt zusammen: „Im Verlauf des Projektes steht nun noch die Finalisierung des EUS an. Parallel dazu laufen auch schon die Transferaktivitäten weiter. Wir wollen die Ergebnisse so aufbereiten, dass wir möglichst viele Kulturbetriebe erreichen und ihnen den Einstieg in das Thema „Digitale Werkzeuge zur Entscheidungsunterstützung“ so einfach wie möglich machen.“ Die bisher erzielten Ergebnisse begeistern Katharina Kreuzhage, Intendantin des Theaters Paderborn. „Es fasziniert mich zu sehen, welche Möglichkeiten sich ergeben, wenn man das Erfahrungswissen systematisch aufbereitet und verfügbar macht", lautet ihr Resümee am Ende des Meilensteintreffens.