Wissenschaft und Praxis des eSports
DigiLog und Stadtmeisterschaft im HNF
Die Stadt Paderborn ist sowohl Sportstadt, als auch Digitale Leitkommune der Modellregion OWL. Dass sich diese beiden Rollen sehr gut kombinieren lassen, zeigte sich am vergangenen Samstag im Heinz Nixdorf MuseumsForum. Das Finale der ersten eSport Stadtmeisterschaft, organisiert durch die Wirtschaftsförderung, die Studierenden-Initiative PBE und den FLVW, fand dort parallel zum dritten Bürger-DigiLog der Digitalen Heimat PB statt.
Der Bürger-DigiLog startete mit einer Keynote von Prof. Jörg Müller-Lietzkow zum Thema „Faszination des eSports“. Der Präsident der HafenCity Universität Hamburg, welcher bis Mitte diesen Jahres noch Professor für Medienökonomie und Medienmanagement an der Universität Paderborn war, begab sich zusammen mit dem Publikum auf eine Reise durch die Geschichte des Gamings: Von DOOM, über Counter-Strike bis hin zu Dota und League of Legends (LoL). Die Faszination des eSports beruhe auf der Entwicklung der Spiele, der Gamer-Community, der großen medialen Begleitung, beispielsweise durch Online-Streaming-Plattformen, und die bereits bestehenden Strukturen des eSports. Eben diese Strukturen seien das Einzige, was durch Kritiker, teilweise sehr emotional, diskutiert werde. Ein Blick auf die Strukturen des eSports zeige jedoch die Parallelen zum konventionellen Sport: Mannigfaltige Disziplinen, der Zusammenhalt der Spielerinnen und Spieler untereinander, die äußerst wichtige Kommunikation miteinander und auch das kontinuierliche Training seien im eSport genauso vorhanden. Mit über 300 Bewegungen pro Minute und einer stark geforderten Hand-Augen-Koordination ist der elektronische Sport zudem extrem fordernd. „Ohne regelmäßiges Training und einen fitten Körper geht da gar nichts“, so Müller-Lietzkow. Vehementen Kritikern könne er angesichts der Ausmaße des eSports nur Kopfschütteln entgegenbringen. Mit mehr als 4,5 Millionen aktiven eSportlern und über 20 Millionen Zuschauern, welche die Spiele sowohl online, als auch in großen Stadien verfolgen, sind die Dimensionen gewaltig.
In der anschließenden Podiumsdiskussion beleuchtete Prof. Jörg Müller-Lietzkow zusammen mit Prof. Heiko Meier, Sportsoziologe der Universität Paderborn, Prof. Anna-Maria Kamin, Medienpädagogin der Universität Bielefeld, Verani Kartum, SC Aleviten, und Lukas Schuster, Studierenden-Initiative PBE, die verschiedenen Seiten des eSports. Die Expertin und die Experten waren sich einig, dass der elektronische Sport als Möglichkeit gesehen werden müsse. Eine Möglichkeit dem Zocken einen Rahmen zu geben, es so auf eine gemeinschaftliche Ebene zu heben und Medienkompetenz zu fördern. Ein Verschließen gegenüber dem eSport sei eine verpasste Chance für Vereine, Politik und Wirtschaft. Eine objektive Auseinandersetzung, die auf dem Zusammenspiel zwischen Wissenschaft und Praxis basiere, wäre wünschenswert, um den eSport als gemeinnützigen, inklusiven Sport voranzutreiben.
Christiane Boschin-Heinz, Leiterin der Stabstelle Digitalisierung, resümierte den Tag: „Die Diskussionen und Vorträge beim DigiLog haben den Besucherinnen und Besuchern einen guten Überblick gegeben. Heute waren die Türen für alle offen und wir haben gesehen, dass sich die Praxis optimal mit der Wissenschaft verbinden lässt.“ Auch Bürgermeister Michael Dreier zeigte sich beeindruckt: „Die Stadtmeisterschaft in Verbindung mit dem DigiLog greift ein gigantisches Thema am richtigen Ort auf.“
Die Bilanz der Stadtmeisterschaft kann sich sehen lassen: 14 Turniere, über 60 beteiligte Unternehmen und Sportvereine, 80 Finalisten, 520 aktive Teilnehmer und fast 1.000 gespielte Matches. Der erste Paderborner eSport Stadtmeister ist der 17-jährige Lucas „Fiedler2002“ Fiedler, welcher sich ungeschlagen ins Finale spielte.