Blickpunkt Natur Kopfweiden
Wie kommt die Weide zu ihrem Kopf und warum sollte sie diesen behalten?
Die sogenannte Kopfweide bezeichnet eine spezielle Nutzungsform verschiedener baumartig wachsender Weidenarten, die sich deren enormes Vermögen zum Wiederaustrieb zunutze macht. Diese Nutzung hatte früher den Sinn, um auf Dauer gesichert an Material für das Flechten von Korbwaren, den Einbau in Gebäudewände aus Lehm, zur Herstellung von Werkzeugen und zur Gewinnung von Zaunpfosten zu gelangen. Gerade der Einsatz im Zaunbau führte durch die gleichmäßige Setzung der Pfosten und das Wiederaustreiben oft zur Neuanlage weiterer Kopfweidenreihen in dieser so typischen linearen Anordnung.
Natürlich kommt aber die Frage auf, warum man Kopfweiden also auch weiterhin pflegen bzw. sogar neu anlegen sollte, wenn doch deren wirtschaftlicher Sinn immer geringer wird.
Da ist einmal der ästhetische Wert, der nicht zu unterschätzen ist. Kopfweiden sind bei uns ein landschaftsprägendes Element, unbewusster Anker der Identifikation mit dem eigenen gewohnten Umfeld, auch Heimat genannt. Oft als selbstverständlich vorhandenes wenig registriert aber als offensichtlich fehlendes umso intensiver.
Durch den regelmäßigen Schnitt entstehen bei den Weiden trotz bleibender Vitalität Hohlräume und Totholzanteile. Diese wiederum bieten Lebensraum, Verstecke und Nahrungsquellen für verschiedene Tierarten, wie z. B. Fledermäuse, Vögel und Insekten, von denen viele mittlerweile auch aufgrund des Fehlens dieser Möglichkeiten in ihrem Bestand stark bedroht sind. Kopfweiden sind also ein wichtiges Element in der Struktur der belebten Landschaft und müssen deshalb gepflegt und möglichst auch noch weiter angelegt werden. Das ist heutzutage eine bedeutende nicht zu unterschätzende Aufgabe des Naturschutzes.