Das Weinhähnchen im Trockental

Insektenkundliche Exkursion auf der städtischen Ausgleichsfläche in Barkhausen

Bei ca. 30 C° erkundete eine elfköpfige Gruppe von Insektenfans am 11.08.2023 mit dem Insektenspezialisten Christian Venne (Biologische Station I Kreis Paderborn) die städtische Ausgleichsfläche „Trockental Barkhausen“.

Neben den verschiedenen Insektengruppen wurden auch die Arbeitsmethoden eines Insektenkundlers vorgestellt, welche genutzt werden, um die Tiere sicher bestimmen zu können. Dazu gehören neben einem Kescher auch kleine Gläschen, in denen die Insekten kurzfristig zu Bestimmung eingefangen werden können. Der Kescher eignet sich u.a. zum Fang von fliegenden Insekten wie Wildbienen, Schmetterlingen und Libellen aber auch zum Abstreifen der Vegetation um Wanzen, Käfer, Heuschrecken und Spinnen erfassen zu können.

© NZO GmbHLuftbildaufnahme Trockental 2016
© Ralf KlokeTrockental 2020

Entstehung des Trockentals

Das Trockental entstand 2016 als Ausgleichsfläche für den Bebauungsplan W 181 „Barkhauser Straße“. Auf der vormals überwiegend als Acker genutzten Fläche wurde der Oberboden großflächig abgeschoben, das Mergelkalkgestein freigelegt und das Trockental auf einer Länge von 360 m und einer Breite zwischen 40-90 m profiliert. Entnommenes Felsmaterial wurde an den Böschungskanten angedeckt um zusätzlichen Lebensraum und Rückzugsmöglichkeiten für Eidechsen zu schaffen. Der entnommene Oberboden wurde teilweise als Erdwall in den Randbereichen aufgeschüttet. Dadurch wurden vielfältigste Strukturen entwickelt um einer großen Anzahl von Pflanzen und Tieren als Lebensraum dienen zu können.

Die geringe Nährstoffverfügbarkeit führt, in Verbindung mit einer stellenweisen Einsaat dazu, dass sich die Blütenpflanzen auf der mageren Fläche derzeit noch gut gegen die Gräser durchsetzen können. Innerhalb weniger Jahre ist so eine für Insekten sehr wertvolle Fläche mit einem bemerkenswerten Blütenreichtum entstanden.

© Christian VenneBedornte Schneckenhausbiene (Osmia spinulosa)

Im Rahmen eines im Jahr 2021 durch die Biologische Station des Kreises Paderborn  durchgeführten Monitorings konnte auf der Fläche eine artenreiche Wildbienenfauna mit über 90 verschiedenen Stechimmenarten nachgewiesen werden. Darunter finden sich auch zahlreiche Spezialisten, die gerade auf das Lückensystem im Kalkgestein oder auch leere Schneckenhäuser als Lebensraum und Nistplatz angewiesen sind. Ein Beispiel dafür ist die hier  abgebildete Bedornte Schneckenhausbiene die in der Roten Liste NRW in die Kategorie "3 -gefährdet" eingestuft ist.

© Dietmar HahnWeinhähnchen

Während der Exkursion konnten neben häufigeren Heuschreckenarten wie dem Grünen Heupferd, dem Nachtigall-Grashüpfer, der Großen Goldschrecke und dem Braunen Grashüpfer sogar die Heuschrecken-Highlights der Ausgleichsfläche das Weinhähnchen und die Blauflügelige Sandschrecke gesichtet und das Weinhähnchen sogar gehört werden. Normalerweise trägt das Weinhähnchen seinen markanten Gesang erst in der Dämmerung bis in die Nacht hinein vor. Die wärmeliebende Art profitiert von der Klimaerwärmung und konnte 2020 im Trockental erstmals im Kreis Paderborn festgestellt werden.


Der besonders auffällige große Schwalbenschwanz Schmetterling, der ebenfalls im Trockental vorkommt, wollte sich an dem Nachmittag aber nicht zeigen. Ebenso hielten es auch Zauneidechsen und Schwarzkehlchen, die vielleicht aufgrund der ungewohnten Menschenmengen frühzeitig das Weite gesucht hatten.

© Stadt Paderborn

Das Trockental Barkhausen wird in den kommenden Jahren noch erweitert und optimiert. So soll eine Beweidung das Verbuschen der Fläche verhindern und durch die Einbringung von Totholz weiterer Lebensraum z.B. für Grabwespen geschaffen werden.