Fünf Tote und mehr als 200 Verletzte in Magdeburg - Scholz besucht Anschlagsort

21.12.2024

© Ronny HARTMANN, AFPBei dem mutmaßlichen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg sind mindestens fünf Menschen getötet worden. Mehr als 200 weitere Menschen seien verletzt worden, sagte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) am Samstag.

Am Tag nach dem mutmaßlichen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg steigen die Opferzahlen weiter. Mindestens fünf Menschen wurden getötet und mehr als 200 weitere verletzt, sagte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) am Samstag nach dem gemeinsamen Besuch des Tatorts mit Kanzler Olaf Scholz (SPD). Scholz appellierte, angesichts der furchtbaren Tat nicht diejenigen gewinnen zu lassen, die diese zur Spaltung der Gesellschaft nutzen wollten.

In Magdeburg war am Freitagabend ein Auto in die Menschen auf dem Weihnachtsmarkt am Alten Markt gerast. Als mutmaßlicher Täter wurde ein 50-jähriger Arzt aus Saudi-Arabien gefasst, der seit 2006 in Deutschland lebte.

Innenministerin Nancy Faeser (SPD) bestätigte, dass der Mann eine islamfeindliche Haltung hatte. Polizei und Staatsanwaltschaft wollten auf einer Pressekonferenz am Nachmittag in Magdeburg über den Stand der Ermittlungen informieren. Ob der Generalbundesanwalt den Fall übernimmt, wird noch geprüft.

Scholz sprach von einer "furchtbaren, wahnsinnigen Tat", die "zutiefst zu Herzen" gehe. Seinen Worten zufolge sind fast 40 Menschen so schwer verletzt, "dass man große Sorge um sie haben muss".

Der Kanzler sicherte Stadt, Opfern und Angehörigen "die Solidarität des ganzen Landes" zu und würdigte den Einsatz der Rettungskräfte. Gleichzeitig mahnte der Kanzler eine umfassende Aufklärung des Anschlags an. Es sei notwendig, "dass das mit aller Präzision und Genauigkeit geschieht", sagte er. "Es darf nichts ununtersucht bleiben."

Wichtig sei zudem, "dass wir als Land zusammenbleiben, dass wir zusammenhalten, dass wir uns unterhaken, dass nicht Hass unser Miteinander bestimmt", sagte Scholz. Es dürften nicht diejenigen durchkommen, "die Hass säen wollen".

Innenministerin Nancy Faeser (SPD), die gleichfalls Magdeburg besuchte, appellierte mit Blick auf die Tat an die Politik, "Parteipolitik wegzulassen" und die Aufklärung durch die Ermittler abzuwarten. "Wir müssen jetzt alles dafür tun, dass die Tat nicht missbraucht wird - von keiner Seite", sagte sie mit Blick auf geplante Kundgebungen rechter Gruppen.

Haseloff sprach angesichts der Toten und vielen Verletzten von einer "Dimension, die sich keiner von uns überhaupt vorstellen konnte". Es sei zu hoffen, dass die Schwerst- und Schwerverletzten wieder genesen würden und "weitere Opfer dieser Stadt und dem Land Sachsen-Anhalt erspart bleiben".

Über Sicherheit müsse künftig "noch deutlicher" geredet werden, fügte Haseloff hinzu. Dafür sei aber "heute nicht der Tag". Es müsse darüber nachgedacht werden, wie den Bürgerinnen und Bürgern das Gefühl vermittelt werde, dass "man in Deutschland nicht nur sichere Weihnachtsmärkte hat, sondern dass wir unser Leben in dieser freiheitlich demokratischen Grundordnung so leben können, wie wir das wollen".

FDP-Generalsekretär Marco Buschmann forderte als Konsequenz aus dem Anschlag eine Reform der Sicherheitsbehörden. Wenn es zutreffe, dass der Täter "eine Gewalttat angekündigt hatte und es Warnungen von ausländischen Diensten gab, muss aufgeklärt werden, warum es so weit kommen konnte", sagte der frühere Bundesjustizminister den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Nach unbestätigten Informationen sollen die Behörden in Saudi-Arabien vor dem Mann gewarnt haben. Das Königreich bekundete seine Solidarität mit Deutschland, der dortigen Bevölkerung und den Familien der Opfer. Auch viele weitere Länder, darunter die USA, zahlreiche EU-Staaten und die Ukraine, bekundeten ihr Mitgefühl und ihre Bestürzung über den Anschlag.

Zahlreiche Städte und Bundesländer verschärften die Sicherheitsmaßnahmen auf Weihnachtsmärkten. Absagen gab es nur vereinzelt. Der Deutsche Schaustellerbund sah darin auch "das falsche Zeichen". Denn gemeinsames Feiern sei "ein Zeichen gelebter Demokratie und des friedlichen Miteinanders".