US-Behörde ordnet Inspektionen in Boeing-Maschinen zu Sauerstoffmasken an

8.07.2024

© Patrick T. Fallon, AFPDie US-Aufsichtsbehörde FAA hat Inspektionen in mehr als 2600 Boeing-737-Maschinen wegen möglicher Probleme mit der Sauerstoffversorgung im Notfall angeordnet. Die Airlines müssen überprüfen, ob die Sauerstoffgeneratoren korrekt angebracht sind.

Die US-Flugaufsichtsbehörde FAA hat Inspektionen in mehr als 2600 Boeing-737-Maschinen wegen möglicher Probleme mit der Sauerstoffversorgung im Notfall angeordnet. Die Fluggesellschaften müssen innerhalb von 120 bis 150 Tagen überprüfen, ob die Sauerstoffgeneratoren korrekt angebracht sind, wie die FAA am Montag mitteilte. Boeing steht bereits seit Monaten in den USA wegen Vorwürfen zu Sicherheitsmängeln an seinen Flugzeugen unter starkem Druck.

Die FAA zeigte sich nun besorgt, dass die Sauerstoffmasken in Boeing-737-Maschinen im Notfall nicht funktionieren könnten. Sie ordnete deshalb an, dass in 2612 in den USA registrierten Maschinen der Typen 737-8, -9, -8200, -700, -800 und -900ER die Anbringung der Sauerstoffgeneratoren kontrolliert wird. Betroffen sind also Modelle sowohl älterer als auch neuer Generationen.

Die Generatoren sind über Schläuche mit den Sauerstoffmasken verbunden, die bei raschem Druckabfall in der Kabine aus der Decke über den Passagiersitzen fallen. Generatoren wie Masken befinden sich in als PSUs (Passenger Service Units) bezeichneten Einbauelementen unterhalb der Gepäckfächer. Zu diesen Service-Einheiten gehören auch die Belüftung, Lampen und Lautsprecher.

Die FAA hatte nach eigenen Angaben Hinweise erhalten, wonach die Sauerstoffgeneratoren in manchen Maschinen wegen mangelhafter Aufhängung verrutscht sind. Die Behörde wies die Airlines deshalb an, "falls nötig" für eine korrekte Anbringung zu sorgen. Die FAA ging aber nicht so weit, ein vorläufiges Flugverbot für die betroffenen Maschinen zu verhängen. Von Boeing lag zunächst keine Stellungnahme zu dem möglichen Sauerstoffproblem vor.

Seit Jahresbeginn hatten mehrere technische Pannen bei Boeing-Maschinen für Verunsicherung gesorgt. Besonders großen Wirbel verursachte ein Vorfall im Januar, bei dem einer 737 MAX 9 der Alaska Airlines während des Fluges eine Kabinentürabdeckung abgefallen war, die Maschine musste notlanden. Die FAA begrenzte daraufhin die Produktion der 737 MAX auf 38 pro Monat und damit auf das Niveau von 2023.

Neben den technischen Pannen wurde der Druck auf Boeing auch durch Berichte von Informanten über Mängel in Produktion sowie Qualitätskontrolle erhöht. Der zum Jahresende ausscheidende Boeing-Vorstandschef Dave Calhoun gelobte im Juni bei einer Anhörung im US-Senat Besserung bei den Sicherheitsstandards.

Schon vor mehr als fünf Jahren hatten die Abstürze von zwei 737-MAX-Maschinen mit insgesamt 346 Toten in Indonesien und Äthiopien den US-Flugzeugbauer in eine schwere Krise gestürzt - auch Rechtsstreitigkeiten in den USA waren die Folge. Dazu gab Boeing aber am Montag eine "Grundsatzeinigung" mit dem Justizministerium bekannt.

Laut im US-Bundesstaat Texas eingereichten Gerichtsunterlagen erklärte sich das Unternehmen bereit, sich der "Verschwörung zum Betrug an den Vereinigten Staaten" bei der Zertifizierung von 737- MAX-Maschinen schuldig zu bekennen. Ferner muss Boeing demnach eine Strafe zahlen und mindestens 455 Millionen Dollar (rund 420 Millionen Euro) in "Compliance- und Sicherheitsprogramme" investieren.

Die neuen Verhandlungen hatten stattgefunden, nachdem das US-Justizministerium im Mai erklärt hatte, dass Boeing wegen der Abstürze im Oktober 2018 in Indonesien und im März 2019 in Äthiopien erneut strafrechtlich verfolgt werden könne. Eine frühere Vereinbarung von Anfang 2021 zur Einstellung der Ermittlungen sei nicht mehr gültig, da Boeing gegen darin eingegangene Verpflichtungen verstoßen habe, hieß es damals.

Angehörige der damaligen Absturzopfer zeigten sich "sehr enttäuscht" über die jetzt erreichte Einigung, wie ihr Anwalt Robert Clifford am Montag mitteilte. Die vergangenen fünf Jahre hätten gezeigt, dass Boeing weiterhin "Profite über Sicherheit" stelle, kritisierte er. Die Vereinbarung trage dazu bei, dass dies so bleibe.