Zirkulation
Zirkulation
Wasser als Motiv, Metapher und Material in der Kunst
Franz Baumgartner, Nezaket Ekici,
Willy Lucas, Christiane Möbus, Benedikt Partenheimer, Mario Reis, Torsten Ueschner, Markus Wirthmann, Annette Zumkley
Zwei beladene Rettungsboote besetzen die Galerie. Aufgebockt auf Holzbohlen verdrängen sie hier kein Wasser, sind nicht in ihrem Element, sondern versperren den Raum. Die eindringliche Arbeit von Christiane Möbus „rette sich wer kann“ hat nicht nur eine aktuelle politische Konnotation, sondern verweist auch auf die wirtschaftliche Nutzung der Weltmeere durch hochbeladene Containerschiffe.
Im Galerieumgang wogt das Meer in der Malerei, die Wasser als rauschende Wellen erfasst. Willy Lucas schaut 1913 auf eine Meeresbucht, bei Annette Zumkley und Torsten Ueschner wird Wasser zu einer Bewegung in satter Farbe. Das Meer schmeckt salzig und aus Salzen entstehen die Arbeiten von Markus Wirthmann. Das in einer Salzlösung enthaltene Wasser verdunstet und hinterlässt kristalline Formationen, die auf den Bildträgern wachsen.
Die Naturaquarelle von Mario Reis malt das Wasser selbst. Der Künstler stellt seine Naturaquarelle ‘in situ’ her: Er hängt auf Keilrahmen aufgespannte Baumwolltücher mit der Rückseite nach oben in fließende Gewässer und fixiert nach einigen Tagen die ‚Hinterlassenschaften’ der Flüsse, natürliche Pigmente und Sedimente aller Art, auf der Oberfläche der Tücher. Die vielfältige Farbigkeit, von Rot-, Braun- und Gelbtönen bis zu grün, resultiert aus der geologischen Beschaffenheit der Umgebung. Die Tücher werden mit dem Fluss betitelt, der Ortsangabe determiniert, dem Entstehungszeitpunkt datiert, von Mario Reis signiert. Die Naturaquarelle der Ausstellung stammen aus Pader, Alme und Lippe. Die Fluss- und Seenlandschaften von Franz Baumgartner sind weniger konkret verortet. In seiner Malerei spiegeln die Wasserflächen eine unbestimmte Wirklichkeit im Schwebezustand.
Das zunehmende Ungleichgewicht zwischen Mensch und Erde wird in Benedikt Partenheimers Werken sinnlich und inhaltlich nachvollziehbar. Seine Fotografien zeigen ökologische und kulturelle Transformationsprozesse, Berge spiegeln sich ambivalent in geschmolzenem Gletscherwasser. Den Klimawandel thematisiert auch Nezaket Ekici. In der Performance-Installation „Pars pro Toto“ bringt die Künstlerin in einen geschlossenen Energie- und Wasserkreislauf einen Eisblock mittels Wasserkocher und Dampfbügeleisen zum Schmelzen.