„Umgangsrecht und Häusliche Gewalt“ - Eine Fachtagung des Paderborner Kooperationsprojektes "Häusliche Gewalt" am 17.11.2022
Die Fachtagung „Umgangsrecht und Häusliche Gewalt“ fand am 17. November 2022 von 9.00 bis 16.00 Uhr im Großen Sitzungssaal des Historischen Rathauses statt. Die Fachtagung war ein Angebot für alle Berufsgruppen, die direkt oder indirekt mit häuslicher Gewalt zu tun haben.
Die in dem Paderborner Kooperationsprojekt "Häusliche Gewalt" vertretenen Expert*innen sind im Laufe ihrer (gemeinsamen) Arbeit zu dem Fazit gelangt, dass vielfach zu wenig fachgerechtes Wissen über die Thematik „Umgangsrecht und Häusliche Gewalt“ vorhanden ist, diese jedoch gleichzeitig eine wichtige Fragestellung darstellt.
Kinder und Jugendliche sind von häuslicher Gewalt mittelbar und unmittelbar betroffen. Sie erleben und beobachten die Gewalt gegen einen Elternteil oder erfahren selbst Gewalt. Viele entwickeln Verhaltensstörungen sowie langfristige emotionale und kognitive Probleme. Im Rahmen der gerichtlichen Entscheidungen zu Sorge und Umgang wird dieser Zusammenhang jedoch viel zu wenig beachtet.
Beim Sorgerechtsstreit wird oft nicht oder nur unzureichend zwischen dem Recht des gewalterleidenden Elternteils und der Kinder und Jugendlichen auf Schutz einerseits und dem Recht des gewaltausübenden Elternteils auf Umgang mit den Kindern andererseits abgewogen. Schutzanordnungen, die nach dem Gewaltschutzgesetz möglich wären, werden eingeschränkt und ausgehebelt.
Die Ursache liegt oft darin, dass die Auswirkungen von häuslicher Gewalt nicht als potentielle Gefährdung des Kindeswohls erkannt bzw. beurteilt werden und bei der Entscheidung über das Umgangsrecht außen vor bleiben. Ein Zusammenwirken von Fachkräften der Jugendämter, Beratungsstellen, Anwält*innen, Verfahrensbeiständ*innen und Familiengerichten ist zum Wohl der Kinder und Jugendlichen unerlässlich.
Die Intention der Fachtagung „Umgangsrecht und häusliche Gewalt“ war es, Wissen über die Problematik zu vermitteln und Vernetzung zu ermöglichen.
Es wurden Vorträge gehalten von:
Dr. Susanne Heynen, Leiterin des Jugendamtes der Stadt Stuttgart, hielt einen Vortrag zum Thema „Häusliche Gewalt: Belastungen und Gefährdungen von Kindern in der Familie, während und nach der Trennung unter Berücksichtigung elterlicher Sorge und Umgang“.
Dr. Christine Böttger, tätig als Dozentin und als Verfahrensbeiständin in Bremen und Mitbegründerin von Fam-Ki, Institut für Familienrecht und Kindeswohl, Bremen, referierte zum Thema „Schutzlücken im Umgangsrecht“.
Frau Prof. Dr. jur. Kerstin Feldhoff, Fachhochschule Münster, Fachbereich Sozialwesen, widmete sich dem Thema „Sorge und Umgangsrecht im Kontext häuslicher Gewalt aus der Perspektive des Familienrechts“.
Die Fachtagung „Umgangsrecht und Häusliche Gewalt“ wurde veranstaltet vom Paderborner Kooperationsprojekt „Häusliche Gewalt“, das seit 2003 besteht. Diese Vernetzung wurde geschaffen, um das Handeln der unterschiedlichen Institutionen, die mit häuslicher Gewalt befasst sind, abzustimmen und zu verbessern, mit dem Ziel, Frauen und Kindern einen möglichst optimalen Schutz vor weiterer Gewalt zu ermöglichen.
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