Komödie oder Satire?
Wie digitale Innovationen die Angebotsgestaltung und das Erlösmanagement von Theatern verbessern
TheaterLytics erfolgreich abgeschlossen
Vor und während einer Spielzeit müssen Theaterbetriebe viele kaufmännische und künstlerische Entscheidungen treffen, welche sich auf die Besucherzufriedenheit, aber auch die wirtschaftliche Situation des Betriebs insgesamt auswirken. Katharina Kreuzhage, Intendantin des Theater Paderborns erläutert: „Beispielsweise müssen wir entscheiden, welche Stücke in der nächsten Spielzeit aufgeführt werden, an welchem Wochentag Premieren terminiert werden und ob wir zusätzliche Veranstaltungstermine für besonders erfolgreiche Stück anbieten. Bisher wurden diese Entscheidungen häufig auf Grundlage von persönlichen Erfahrungen und damit aus dem Bauch heraus getroffen“. Hier hat das Projekt TheaterLytics angesetzt und unterstützt mit den Ergebnissen in Zukunft Theaterbetriebe dabei, ihre Angebote zielgerichteter auf die Wünsche der Besucher*innen auszurichten und dadurch die Besucherauslastung ihrer Häuser zu steigern. Gefördert wurde das Projekt TheaterLytics - im Rahmen der Digitalen Modellregion OWL- mit rund 692.000 Euro durch das Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie (MWIDE).
Intelligente Entscheidungsunterstützung für Theaterbetriebe
Im Projekt haben der SICP – Software Innovation Campus Paderborn der Universität Paderborn, das Theater Paderborn und die Optano GmbH intelligente Werkzeuge zur Entscheidungsunterstützung für Theaterbetriebe entwickelt. Die Mehrwerte der Entscheidungsunterstützung fasst Dr. Jens Peter Kempkes, Geschäftsführer der Optano GmbH wie folgt zusammen: „Zum einen haben wir innerhalb des Projekts Methoden für die gezielte Auswertung des Besuchsverhaltens sowie zur Analyse der Wahrnehmung von Leistungsaspekten bei Nichtbesucherinnen und Nichtbesuchern entwickelt. Zum anderen ist ein Entscheidungsunterstützungssystem entstanden, welches den Verantwortlichen von Theatern Hilfestellung bei der systematischen Datenauswertung leistet und Unterstützung bei der Stückauswahl, Premierenterminierung und zum Saalplatzmanagement bietet.“
Mit Hilfe der digitalen Werkzeuge zur Entscheidungsunterstützung wird zukünftig eine effizientere Angebotsplanung ermöglicht, die wiederum zu einer höheren Auslastung von Kulturveranstaltungen führt. Dadurch werden Umsatzsteigerungen erzielt, die erstmals auf entsprechende Maßnahmen und Entscheidungen zur Veranstaltungsterminierung, Saalplatzmanagement und Preisgestaltung zurückgeführt werden können. Über einen weiteren Projekterfolg freut sich Kreuzhage wie folgt: „Mit den entwickelten Methoden können wir nun auch viel besser die Wünsche und Bedürfnisse der Besucher*innen ermitteln. Zudem helfen uns die Methoden dabei, heutige Hürden und Hemmnisse von Kulturbesuchen abzubauen, sodass Nichtbesucher*innen in Zukunft das Kulturangebot anders wahrnehmen. Das ist für uns essentiell um den Zugang zu Kulturangeboten für alle Bevölkerungsschichten weiter zu verbessern.“
Handlungsleitfaden bereitet Anwendung in weiteren Branchen vor
Auch andere Kultureinrichtungen, wie Kinobetreiber, Orchester oder Veranstalter von Sportevents können von den Ergebnissen profitieren. So wurden die Projektergebnisse systematisch in einem Handlungsleitfaden zusammengefasst und als Transferangebot für Interessierte auf der Projektseite veröffentlicht. „Wir möchten Kulturbetrieben mit diesem Transferangebot auf die vielfältigen Chancen der Digitalisierung aufmerksam machen und einen Einstieg bei der intelligenten Angebotsgestaltung geben. Mit dem Leitfaden bekommen Kulturbetriebe einen Überblick über die entwickelten Methoden zur Entscheidungsunterstützung und deren Nutzen in der Anwendung“, erläutert Dr. Christoph Weskamp, R&D Manager des Kompetenzbereichs Digital Business im SICP. Der Handlungsleitfaden wurde Interessierten unter https://blogs.uni-paderborn.de/theaterlytics/ zur Verfügung gestellt. Für einen Schnelleinstieg ins Thema findet sich dort auch ein Erklärvideo, welches die Ziele und Vorgehensweise von TheaterLytics zusammenfasst.
Die entwickelten Lösungen zur datenbasierten Angebotsplanung bietet darüber hinaus eine ideale Grundlage für weitere Folgeprojekte. „Eine Stoßrichtung bildet dabei die Weiterentwicklung von digitalen vernetzten Kulturplattformen, sodass offene Datenräume entstehen, die weitere innovative Services zur Angebotsplanung und Besucheransprache ermöglichen. Dazu zählen beispielsweise Services, die Informationen von verschiedenen Kulturbetrieben miteinander verknüpfen, um Nutzer*innen ein personalisiertes Vorschlagssystem für Veranstaltungen zu bieten“, fasst Prof. Dr. Dennis Kundisch, Direktor des Kompetenzbereichs Digital Business im SICP sowie Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik, insb. Digitale Märkte den Ausblick zusammen.