Nachfahren von in Paderborn verfolgter jüdischer Kaufmannsfamilie zu Gast im Historischen Rathaus

Anlässlich der Einweihung einer Gedenktafel am ehemaligen Grünebaum-Haus reisten 27 US-Amerikaner und Israelis in die Paderstadt

© Stadt PaderbornDie internationalen Gäste gemeinsam mit der der stellvertretenden Bürgermeisterin Sabine Kramm und Mitgliedern der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Paderborn vor dem Rathaus und dem historischen Grünebaum-Gebäude.

Freitag, 26. Juli 2024 | Stadt Paderborn - Bis vor inzwischen 88 Jahren war das Gebäude, das heutzutage unter anderem das „Bar-Celona“ beherbergt, als „Haus Grünebaum“ bekannt und in der Hand einer in der Stadt und in der Region sehr gut vernetzten jüdischen Kaufmannsfamilie. Unter dem Namen „Steinberg & Grünebaum“ hatte sie über mehrere Generationen das Gebäude im Stil eines Warenhauses des frühen 20. Jahrhunderts erbaut und zu einem der überregional führenden Kaufhäuser gemacht. Unter der nationalsozialistischen Diktatur wurde die Familie dazu gezwungen, das Kaufhaus aufzugeben und konnte mit ihren Paderborner Angehörigen erfolgreich in die USA fliehen.

Zur Einweihung einer neuen Gedenktafel und einer Ausstellungseröffnung der Verbund-Volksbank OWL kehrten nun 27 Nachfahren der Familie Grünebaum aus den USA und Israel für einen Besuch nach Paderborn zurück.

Eine kurze Geschichte der Paderstadt
Vor der eigentlichen Enthüllung der Gedenktafel wurden sie gemeinsam mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Paderborn, die mit ihrer katholischen Vorsitzenden Monika Schrader-Bewermeier sowie zahlreichen Helferinnen und Helfern die Reise organisiert hatte, im Historischen Rathaus Paderborn empfangen. Begrüßt wurden die Familien von der stellvertretenden Bürgermeisterin Sabine Kramm, die den erkrankten Bürgermeister Michael Dreier spontan vertrat. In einem kurzen Vortrag stellte sie die Geschichte Paderborns von der Gründung im Jahr 777 bis in die Gegenwart vor. Dabei betonte sie: „Wir sind eine wachsende, junge Stadt, in der Menschen mit den unterschiedlichsten kulturellen oder religiösen Hintergründen gemeinsam kooperieren und friedlich leben können.“ Unter anderem stellte sie dabei auch das „Forum der Religionen“ heraus, bei dem sich Menschen verschiedener Glaubensrichtungen zusammen engagieren.

Großes Interesse an Libori
„Außerdem danke ich den Familien dafür, dass sie nach Paderborn gekommen sind, um gemeinsam ein schmerzhaftes, aber wichtiges Kapitel ihrer Familiengeschichte und unserer Stadtgeschichte aufzuarbeiten“, betonte Kramm die Bedeutung des Besuchs und auch der Gedenktafel für eine lebendige Erinnerungskultur bezüglich der Verbrechen der Nationalsozialisten. Aber auch abgesehen von der Geschichte des Grünebaum-Hauses interessierten sich die internationalen Gäste für die Paderstadt – wirtschaftliche und kulturelle Rahmenbedingungen standen dabei im Vordergrund. Besonders erkundigten sich die Besuchenden jedoch nach dem anstehenden Libori-Fest, da während des Empfangs im Rathaus bereits die Aufbauarbeiten für Paderborns größtes Volksfest in vollem Gange waren.

Volles Programm für die internationalen Gäste
Die stellvertretende Bürgermeisterin erläuterte den Gästen auf Englisch die Besonderheiten des Libori-Fests und lud alle Nachfahren der Familie Grünebaum, die bis zum kommenden Wochenende in Paderborn verweilen möchten, zum gemeinsamen Feiern ein. Aber auch ohne Libori ist der Zeitplan der Gäste vor Ort gut gefüllt, so Monika Schrader-Bewermeier. „Nach der Begrüßung im Rathaus, wo sich alle Familien untereinander kennenlerne können, sowie am darauffolgenden Tag gibt es eine Tour durch die Stadt, der Besuch eines historischen Friedhofs, der Universität sowie der Paderborner Synagoge und der Grünebaumstraße.“ Anschließend folgt die Einweihung der Gedenktafel und die Eröffnung der zugehörigen Ausstellung. „Es ist ein volles Programm, besonders für unsere älteren Gäste, doch wir tun alles dafür, damit der Besuch für jeden reibungslos und angenehm verläuft“, versprach Schrader-Bewermeier auch im Namen ihres Vereins.

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